Renè Boltze am HSV Stammtisch

Vor dem Start der neuen Saison gegen die SG Mildenberg sprechen wir mit dem Spielertrainer der 1. Männermannschaft des Häsener SV über das Fazit der alten Saison und über die Erwartungen und Zielstellung für die neuen Saison. "Bolle" übernahm die Erste nach dem Abstieg in die 1. Kreisklasse 2010 und führte die Mannschaft erfolgreich zurück in die Kreisliga in seiner ersten Saison als Trainer.

 

Name: Renè Boltze

Spitzname: Bolle

Alter: 37 Jahre

Job: Polizeibeamter

Spielertrainer seit: 2010

Spielertrainer Renè Boltze

 

In deiner ersten Saison als Trainer hast du es geschafft den HSV auf Anhieb wieder in die Kreisliga zu führen. Wie lautet dein Fazit für die "Meistersaison"? Gibt es auch etwas womit du weniger zufrieden bist?

 

Ich bin natürlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Saison, dem Aufstieg in die Kreisliga. Das war, wenn man die gesamte Saison betrachtet auch verdient. Wir haben uns ja von Anfang an den Wiederaufstieg als Ziel gesetzt. Demnach bin ich schon sehr zufrieden, auch mit dem Fussball den wir gezeigt haben. Was mir nicht so gefallen hat war die schlechte Trainingsbeteiligung. Fakt ist natürlich, dass wir einen kleinen Kader hatten (Anm. Der Häsener SV hat statistisch gesehen die wenigsten Spieler in der 1. Kreisklasse 2010/2011 eingesetzt), aber letztendlich erwarte ich, dass die Trainingsbeteiligung besser wird. Das Team hat aber über die komplette Saison Zusammenhalt und Teamgeist bewiesen.

 

Für dich ist der HSV die erste Trainerstation. Wie lautet dein persönliches Fazit nach einem Jahr Spielertrainer? Ist es so abgelaufen wie du dir das vorgestellt hast?

 

Persönlich bin ich, wie schon gesagt, sehr mit dem Ergebnis zufrieden. Die Erwartungshaltung des Vereins ging eindeutig Richtung Wiederaufstieg. Letztendlich bin ich als Trainer natürlich froh, dass wir das umsetzen konnten. Die Mannschaft hat mir auch sehr geholfen in meinem ersten Jahr als Trainer. Das hat sehr viel Spass gemacht. Aber die Funktion als Trainer, gerade im Amateurfussball hat sich dann doch schwieriger als erwartet gezeigt. Einerseits willst du als Trainer den Spielern gerecht werden, die sich im Training anbieten. Andererseits versucht man nach einem bestimmten System qualitativ die beste Mannschaft aufzustellen. Das ist dann immer eine subjektive Entscheidung, die man vor den Spielern und auch den Fans und Außenstehenden vertreten muss. Die Ausrichtung auf den Erfolg der Mannschaft mit der menschlichen Seite zu verbinden war die größte Herausforderung dabei.

 

Die Erste geht als Aufsteiger in die neue Kreisligasaison. Was ist deine Erwartung und Zielstellung für die kommende Spielserie?

 

Zielstellung für uns sollte ganz klar der Klassenerhalt sein. Das hat oberste Priorität. Langfristig wollen wir den HSV natürlich wieder in der Kreisliga etablieren. Unsere Philosophie sollte aber sein Stück für Stück zu arbeiten und schrittweise junge und ehrgeizige Spieler einzugliedern. In 3-4 Jahren kann man dann sicher, abhängig von der Entwicklung des Teams von anderen Zielen sprechen. Bis dahin steht aber der Klassenerhalt an erster Stelle.

 

Um dieses Ziel Klassenerhalt auch umsetzen zu können konnte der HSV einige erfahrene Akteure dazugewinnen. Was schätzt du die Neuen ein?

 

Das sind natürlich alles wie erhofft gute Verstärkungen. Markus Niemann hätte uns natürlich zu 100% weiterhelfen können mit seinem Potenzial und seiner Erfahrung, aber leider hat er sich vor kurzem schwer verletzt und fehlt somit auf unbestimmte Zeit. Das ist schon ein herber Verlust. "Hempo" ist ebenfalls eine top Verstärkung, keine Frage. Mit seinen Führungsqualitäten wird er eine große Hilfe für uns sein. Auch "Schwatta" wird uns mit seiner Schnelligkeit und Robustheit weiterhelfen. Ronny hat in der 2. Kreisklasse beim Burgwaller SV einige Tore gemacht, muss sich aber sicherlich erstmal an das Tempo in der Kreisliga gewöhnen. Aber er ist ein guter Fussballer und wird das sicher packen. Letztendlich passen die Neuen wunderbar ins Team und das ist das wichtigste.

 

Stichwort "anderes Tempo in der Kreisliga". Worin siehst du die Stärken der Mannschaft und wo vielleicht auch die Defizite im Bezug auf den Aufstieg in eine höhere Spielklasse?

 

Ja, wie schon gesagt, müssen wir uns an das höhere Tempo in der Kreisliga gewöhnen. Die Intensität der Spiele wird höher sein. Es wird alles taktisch ausgereifter, schneller und auch körperlich intensiver gespielt werden. Allein im Eröffnungsspiel wird es gegen die Mildenberger sehr auf die körperlichen Vorraussetzungen ankommen. Wenn ich mir dann unseren Kader ansehe, haben wir sicherlich noch einige Defizite was die körperliche Robustheit betrifft. Fussballerisch sehe ich allerdings weniger Probleme, da haben wir letztes Jahr bewiesen, dass wir da locker mithalten können. Allerdings kommt es in der Kreisliga in nahezu jedem Spiel zu einem Topspiel, so dass letzten Endes auch die Kondition sehr wichtig ist.

 

In der Vorbereitung wurde natürlich vorrangig Kondition getankt. Das Team hat aber auch viel mit dem Ball trainiert. Mitunter gab es ein Trainingslager in Häsen mit Lehmi als Fitnesstrainer. Bist du soweit mit der Vorbereitung zufrieden?

 

Die Vorbereitung hat mir gut gefallen. Das Trainingslager in Häsen, wo Marcus Lehmann uns mit seinen Qualifikationen im Fitnessbereich richtig gefordert hat, hat uns konditionell gut getan. Das war natürlich super. Allerdings muss ich auch sagen, dass mir die letzten 14 Tage nicht so gefallen haben. Das hängt sicherlich mit einigen Verletzungen zusammen, aber ich denke beim ein oder anderen ist da die Luft ausgegangen. Ich weiß aber auch, dass die Vorbereitungszeit niemanden so wirklich gefällt und die Jungs sind heiß darauf, dass es jetzt endlich losgeht. Ich denke, wenn die Saison wieder angefangen hat wird das von der Trainingsbeteiligung grundsätzlich wieder besser. Es kann also losgehen.

 

Es geht vor allem gleich los gegen einen der Topfavoriten auf den Kreismeistertitel, die SG Mildenberg. Wie schätzt du die Chancen ein beim Eröffnungsspiel am Freitag?

 

Das ist ganz schwierig. Das hat mich die Zeitung auch gefragt, "Wie siehst du die Chancen gegen den Brocken Mildenberg?". Ich kann dazu nur sagen, wir haben uns den Gegner ja selbst ausgesucht. (Anm. Der HSV konnte als Ausrichter des Eröffnungsspiels einen Wunschgegner bestimmen, und das war die SG Mildenberg) Wir haben uns ja etwas dabei gedacht gleich gegen die Mildenberger zu Beginn der Saison zu spielen. Einerseits erhoffen wir uns natürlich zahlreiche Zuschauer durch diesen attraktiven Gegner. Andererseits müssen wir sowieso irgendwann gegen die Mildenberger spielen. Ich denke, dass am Anfang einer Saison noch keine Mannschaft weiß, wo sie wirklich steht. Das könnte unsere Chance sein. Auf dem Papier muss man aber sagen, sind wir klarer Außenseiter. Die Mildenberger sind für mich persönlich auch klarer Favorit für den Aufstieg da sie den qualitativ besten Kader aller Teams haben. Über die gesamte Saison gesehen spielt ein guter und ausgeglichener Kader eine entscheidende Rolle. Die 90 Minuten werden sicher schwer, keine Frage, auch körperlich dagegen zu halten. Aber wir werden alles geben an diesem Tag, denn ohne Fleiß kein Preis. Die Spieler sind motiviert. Die Kulisse wird stimmen. Wenn dann noch die Tagesform passt, dann haben wir durchaus die Möglichkeit für eine Überraschung zu sorgen.

 

Siehst du denn den Kader für die Aufgabe Kreisliga gut aufgestellt? Auf was muss sich die Mannschaft einstellen, im Vergleich zur Vorsaison, wo man in der 1. Kreisklasse von Anfang an "der Gejagte" war?

 

Wenn ich mir die Kreisligateams so anschaue, dann ist das qualitativ schon ein großer Unterschied zur Vorsaison. Aber ich halte unseren Kader für stark und breit genug aufgestellt, um mit dem direkten Abstiegskampf nichts zu tun zu haben. Natürlich müssen wir unsere Hausaufgaben machen und die direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt schlagen, um die nötigen Punkte auch früh genug einzufahren. Die Teams aus dem oberen Tabellendrittel haben gut aufgerüstet dieses Jahr, das bedeutet, dass wir uns als Team auch daran gewöhnen müssen mal 2-3 Spiele in Folge zu verlieren. Das ist sicherlich ein Unterschied zur Vorsaison, wo wir Favorit waren. Wenn das eintritt, dann ist der Charakter der Mannschaft gefragt. Aber das Team ist stark genug auch diese Phasen in der kommenden Saison zu überstehen. Mein Ziel als Trainer sind 20 Punkte zur Winterpause. Das ist durchaus realistisch und würde uns den Druck zum Ende der Saison ersparen.

 

Vielen Dank und viel Erfolg am Freitag.

 

Danke.

 

Gespräch: Steffen Ruch am 09.08.2011